Nach dem Weihnachtsfest sind viele Kinder zu ihren Familien gefahren, fast die Hälfte der Kinder fehlt. Und die Kinder hier genießen die Ferien: lange schlafen, am Vormittag ein bisschen für die Schule üben, dann draußen herumtollen (leider noch ohne Schnee), jeden Abend Filme anschauen und dazwischen faulenzen.
Ich versuche, den Kindern etwas Abwechslung anzubieten: Leiberln batiken, Kapperln bemalen, Eislaufen gehen, Ausflüge zum Schnee, gemeinsames Laufen, Tennis spielen, Programm in der Bibliothek, Diaabende mit allen Fotos, die ich in diesem Jahr gemacht habe.
Und ich freue mich, an den Traditionen hier teilnehmen zu können. Nach dem „Colinde-Singen“ (Weihnachtslieder) wird jetzt das alte Jahr ausgesungen. Auch da laufen die Kindergruppen von Haus zu Haus und singen, läuten mit Glocken und schnalzen mit den langen Peitschen. Überhaupt wird seit Weihnachten dauernd und überall geschnalzt. Und heute haben mich die Peitschenschnalzer um 5 Uhr aufgeweckt! Aber so konnte ich wenigstens wieder einmal in Ruhe Tagebuch schreiben.
Auch wir im Maria Magdalena genießen die freien Tage. Ich bin zwar untertags meistens auf der Farm, aber am Abend komme ich, wir essen gemeinsam und dann spielen wir (Mikado, Domino, Remy) oder schauen uns mit dem Laptop einen Film an. Echt gemütliches Familienleben.
Seit 2 Tagen wird die Silvesterfeier (revelion) groß vorbereitet. Wir haben 7 größere Jugendliche aus der Farm und drei Bekannte von Marin aus dem Dorf eingeladen. Da brauchen wir ein tolles Menü! Zuerst waren wir mit meinem Auto in der Stadt einkaufen und jetzt wird fast rund um die Uhr gekocht: Sarmale, Salat de boef; zwei Torten, und Apfelkuchen (placinta de mere). Ich steuere eine Fischsuppe aus drei riesigen Karpfenköpfen bei und einen Obstsalat. Und das gemeinsame Kochen ist ein Riesenspaß. Da rennt der Schmäh, vor allem, wenn Marin oder Madru anfangen von ihrer Arbeit zu erzählen und ihre Kollegen nachmachen.
Ich beobachte gerne die Sozialstruktur in meiner neuen Familie hier. Die fünf Burschen sind 22 und 23 Jahre alt, einer ist 28. Und zwei der 22-jährigen haben so was wie Vaterfunktionen für die anderen übernommen, nur der 28-jährige steht sehr gut alleine da, manchmal ein bisschen zu sehr über den Dingen. Auseinandersetzungen laufen dann wirklich wie in anderen Familien ab. Und ich spiele auch brav meine Rolle mit und stell mich schlichtend und schützend zwischen die Streithanseln, oder stoppe einen „Vater“, wenn er sich zu lange über eine blöde Bemerkung eines „Sohnes“ auslässt. Wenn unsere Burschen dann zu den Kindern auf die Farm kommen, sind sie alle liebevolle große Brüder und Beschützer, manchmal auch streng zurechtweisend und für Ordnung sorgend.
So, das war jetzt ein kleiner Ausflug auf die große Spielwiese der Soziologie. Ich freu ich auf unsere Silvesterparty und bin schon neugierig, wie das so wird.