Montag, 24. November 2008

Schnee am Schwarzen Meer














Das war wieder ein Wochenende der besonderen Art. Nachdem uns der Wetterbericht von den Bergen abgehalten hat (Schnee und Sturm), sind wir diesmal in die andere Richtung gefahren, zum Meer. Da war der Wetterbericht für Samstag zwar auch sehr schlecht, aber Sonntag sollte schöner werden.
Rafaela und Maria (unsere neuen Voluntärinnen), Walter (Tischler aus Österreich) und ich als Fahrerin sind mit meinem Auto am Samstag bei strömendem Regen Richtung Meer losgezogen. Vor uns war der Himmel immer ein bisschen heller, wir haben das schöne Wetter aber nie eingeholt. Nach 4 Stunden Fahrt auch in Constanta, unserem Ziel am Schwarzen Meer, strömender Regen und Sturm.
Nach einem sehr guten türkischen Essen (die Türkei ist ja nicht weit) suchen wir uns ein billiges Hotel (Hotelul Tineretului ist sehr zu empfehlen) und streunen dann durch die dunkle, regnerische, stürmische Stadt. Ist aber trotzdem lustig. Große Wellen am Meer, die gegen die Kaimauer donnern. Kaum Leute unterwegs. Und dann hat es zu schneien angefangen! Einrichtig dichtes Schneegestöber war das! Und bald ist der Schnee auf den Autos liegen geblieben! Schnee am Meer! Faszinierend! Bis wir dann ganz durchgeweicht und halb erfroren ins Hotel zurückgewandert sind. Nach einer herrlich heißen Dusche schaut die Welt wieder ganz anders aus. Wir haben uns in der Hotelbar zwei hervorragende Flaschen Wein aus der Gegend (Murfatlar) genehmigt und Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, der ja laut Wetterbericht sonnig werden sollte….
Und wirklich – wir wachen bei glasklarem blauem Himmel auf! Und alles ist weiß überzogen – nicht viel, aber doch weiß! Und eiskalt und stürmisch. Herzhaftes Frühstück im Hotel (verschiedene Eierspeisen mit Speck, Käse und so). Dann schaun wir uns bei Tag an, wo wir gestern im Finstern herumgestapft sind. Einsame Strände, die Wellen rollen weit hinauf. Das Jugendstilcasino am Kai wird angeblich endlich renoviert. Im Aquarium wärmen wir uns wieder auf, Aug in Aug mit recht ansehnlichen Schwarzmeerfischen. Mir gefällt Constanta sehr gut. Und im Winter haben Städte am Meer einen ganz eigenen Reiz.
Dann führe ich meine Reisegruppe nach Mamaia, der größten Hotelstadt an der rumänischen Küste. Ich war schon einmal im Sommer hier, jetzt ist alles ausgestorben, am Strand noch zwei einsame Spaziergänger außer uns. Das Wasser ist ganz klar, und so viele Muscheln am Strand, und gestrandete Quallen (die aber nicht nesseln – hab’s im Sommer ausprobiert). Leider gibt es kein offenes Kaffeehaus – es gibt eigentlich überhaupt nichts Offenes.
Weiter geht es Richtung Norden, immer am Meer entlang (oder zumindest so nahe es geht), super Straße, durch urige Straßendörfer, nette kleine Bauernhäuser, lehmverputzt. Dann ein Wegweiser zu einer Ausgrabungsstätte – Ceata Histria. Wenn wir schon in der Nähe sind, dann schaun wir uns auch das an. Durch eine Schilfebene, zwischen zwei Seen hindurch, dann auf einem kleinen Hügel am Meer die Ruinen einer antiken griechischen dann römischen Stadt, daneben ein Museum mitten in der Gegend von Nirgendwo. Beim Eingang sitzt wer, wir zahlen Eintritt. Im Museum ist es schön warm – ein tolles modernes Museum! Auch die Ausgrabungen sind super hergerichtet, überall Beleuchtung, Wege. Nur das Klo im Museum ist gesperrt. Und das Ausweichklo ist echt urarg! So ein Klo haben wir alle noch nie gesehen! Und gerade deswegen müssen wir es alle ausprobieren. Lauter Hockklos, ohne Türen, alles verrostet. Ich habe von meinem Klo aus den besten Blick auf die Ruinenstadt, einschließlich Storchennest.
Und weiter geht es nach Norden. Es hat 4°, die Sonne scheint, der Wind pfeift. Wir kommen nach Babadag (Elisabeth, ich habe an dich gedacht!). Es wird hügeliger, in den Eichenwäldern liegt viel Schnee.
Tulcea ist unser nächstes Ziel, der Donauhafen, von wo alle Donaukreuzfahrtsschiffe losfahren. Wieder kein Mensch am Kai, aber endlich ein offenes Kaffeehaus. Unser Mittagessen besteht aus je zwei Mehlspeisen und heißer Schokolade bzw. Kaffee.
Weiter geht es am Schilfgürtel der Donau entlang nach Westen. In den Dörfern sind viele Häuser mit Schilf gedeckt. Die Wasserflächen glitzern in der Abendsonne, das Schilf leuchtet rot – eine herrliche Abendstimmung!
Um 10 Minuten versäumen wir den Sonnenuntergang bei unserer Donauüberfahrt mit der Fähre nach Braila. Dann wird es schnell finster und wir finden nicht die richtige Ausfahrt Richtung Buzau. Mein Beifahrer findet dann einen „Schleichweg“ auf die richtige Straße – eine Gatschstraße mit großen Lacken, wo ich nie weiß, wie tief sie sind, tw so tiefer Gatsch, dass ich Angst habe, stecken zu bleiben, alles um uns total finster, und das fast eine Stunde lang! Ein Mann mit einer Axt mitten im Nirgendwo regt die Mädels auf den billigen Plätzen zum Gruselgeschichtenerzählen an. War recht spannend, bis wir wieder Asphalt unter den Reifen hatten.
Straße weiter sehr gut, aber total finster und sehr eng. Ich häng mich an ein flotteres Auto an und rase mit 120 km/h durch die Dunkelheit, in den Ortschaften bremsen wir uns auf 100 km/h herunter. Und so geht es über 1 Stunde lang. Dann eine größere Stadt – endlich Buzau – aber dann noch einmal so lange bis nach Ploiesti. Um 21 Uhr waren wir wieder auf der Farm – sehr müde aber es war ein super Wochenende!
Gefahrene km: 780

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