Sonntag, 30. November 2008

Tag der ErzieherInnen







So wie es einen Muttertag, Vatertag, Tag des Kindes, Frauentag,… gibt, haben wir auch einen Tag der ErzieherInnen – ziua educatorului. Da kommen alle ErzieherInnen von Concordia im COC (=„Stadt der Kinder“ in der Nähe von Ploiesti) zum Feiern zusammen: das war ein lustiger Abend mit Spielen, Musik, Tanzen und Essen und Trinken. Und einigen Ehrungen von besonderen ErzieherInnen und Voluntären. Und ein paar netten Worten von unseren Chefs.



Als Aufgabe hatte jedes Haus von Concordia ein anderes Haus vorzustellen. Das mussten dann die anderen erraten und hat dieses Haus auch noch ein Geschenk bekommen. Wir von der Farm mussten das Lazarvorstellen. Wir haben das als kleines pantomimisches Theaterstück gemacht. Am lustigsten waren die Proben. Wir konnten nie eine vernünftige Probe durchziehen, weil sich alle wie unsere Kinder aufgeführt haben – ziemlich blöd halt… Also war unsere Vorführung dann teilweise sehr spontan improvisiert. Aber es wurde (natürlich!) erraten und wir waren eindeutig die Besten!!!!! (nach farminterner Wertung).
Und als Geschenk haben wir Costin einen Geschenkkorb überreicht mit lauter Produkten von der Farm – und mit einem Sackerl voll mit sauberer Luft von der Farm.



Beim Tanzen habe ich endlich richtige rumänische Kreistänze gelernt! Und gleich vier verschiedene an einem Abend. Ich hoffe, ich habe bald wieder Gelegenheit, meine Tanzkenntnisse zu vertiefen, sonst merk ich mir das nicht.



Das Essen war auch hervorragend, da hat jedes Haus etwas mitgebracht: Salate, Aufläufe, Schnitzel (richtige, nicht die mit Wurst, die es immer bei uns auf der Farm gibt), und sooo viele gute Nachspeisen. Nur mit den Weinen, die es da immer gibt, kann ich mich nicht anfreunden. Die sind immer grauslich süß!



Die Stimmung war total lustig. Vor allem beim Tanzen waren alle richtig ausgelassen. Ich habe mich bei diesem Fest das erste Mal in die Gemeinschaft der rumänischen ErzieherInnen integriert gefühlt. – Spät, aber doch.

Montag, 24. November 2008

Schnee am Schwarzen Meer














Das war wieder ein Wochenende der besonderen Art. Nachdem uns der Wetterbericht von den Bergen abgehalten hat (Schnee und Sturm), sind wir diesmal in die andere Richtung gefahren, zum Meer. Da war der Wetterbericht für Samstag zwar auch sehr schlecht, aber Sonntag sollte schöner werden.
Rafaela und Maria (unsere neuen Voluntärinnen), Walter (Tischler aus Österreich) und ich als Fahrerin sind mit meinem Auto am Samstag bei strömendem Regen Richtung Meer losgezogen. Vor uns war der Himmel immer ein bisschen heller, wir haben das schöne Wetter aber nie eingeholt. Nach 4 Stunden Fahrt auch in Constanta, unserem Ziel am Schwarzen Meer, strömender Regen und Sturm.
Nach einem sehr guten türkischen Essen (die Türkei ist ja nicht weit) suchen wir uns ein billiges Hotel (Hotelul Tineretului ist sehr zu empfehlen) und streunen dann durch die dunkle, regnerische, stürmische Stadt. Ist aber trotzdem lustig. Große Wellen am Meer, die gegen die Kaimauer donnern. Kaum Leute unterwegs. Und dann hat es zu schneien angefangen! Einrichtig dichtes Schneegestöber war das! Und bald ist der Schnee auf den Autos liegen geblieben! Schnee am Meer! Faszinierend! Bis wir dann ganz durchgeweicht und halb erfroren ins Hotel zurückgewandert sind. Nach einer herrlich heißen Dusche schaut die Welt wieder ganz anders aus. Wir haben uns in der Hotelbar zwei hervorragende Flaschen Wein aus der Gegend (Murfatlar) genehmigt und Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, der ja laut Wetterbericht sonnig werden sollte….
Und wirklich – wir wachen bei glasklarem blauem Himmel auf! Und alles ist weiß überzogen – nicht viel, aber doch weiß! Und eiskalt und stürmisch. Herzhaftes Frühstück im Hotel (verschiedene Eierspeisen mit Speck, Käse und so). Dann schaun wir uns bei Tag an, wo wir gestern im Finstern herumgestapft sind. Einsame Strände, die Wellen rollen weit hinauf. Das Jugendstilcasino am Kai wird angeblich endlich renoviert. Im Aquarium wärmen wir uns wieder auf, Aug in Aug mit recht ansehnlichen Schwarzmeerfischen. Mir gefällt Constanta sehr gut. Und im Winter haben Städte am Meer einen ganz eigenen Reiz.
Dann führe ich meine Reisegruppe nach Mamaia, der größten Hotelstadt an der rumänischen Küste. Ich war schon einmal im Sommer hier, jetzt ist alles ausgestorben, am Strand noch zwei einsame Spaziergänger außer uns. Das Wasser ist ganz klar, und so viele Muscheln am Strand, und gestrandete Quallen (die aber nicht nesseln – hab’s im Sommer ausprobiert). Leider gibt es kein offenes Kaffeehaus – es gibt eigentlich überhaupt nichts Offenes.
Weiter geht es Richtung Norden, immer am Meer entlang (oder zumindest so nahe es geht), super Straße, durch urige Straßendörfer, nette kleine Bauernhäuser, lehmverputzt. Dann ein Wegweiser zu einer Ausgrabungsstätte – Ceata Histria. Wenn wir schon in der Nähe sind, dann schaun wir uns auch das an. Durch eine Schilfebene, zwischen zwei Seen hindurch, dann auf einem kleinen Hügel am Meer die Ruinen einer antiken griechischen dann römischen Stadt, daneben ein Museum mitten in der Gegend von Nirgendwo. Beim Eingang sitzt wer, wir zahlen Eintritt. Im Museum ist es schön warm – ein tolles modernes Museum! Auch die Ausgrabungen sind super hergerichtet, überall Beleuchtung, Wege. Nur das Klo im Museum ist gesperrt. Und das Ausweichklo ist echt urarg! So ein Klo haben wir alle noch nie gesehen! Und gerade deswegen müssen wir es alle ausprobieren. Lauter Hockklos, ohne Türen, alles verrostet. Ich habe von meinem Klo aus den besten Blick auf die Ruinenstadt, einschließlich Storchennest.
Und weiter geht es nach Norden. Es hat 4°, die Sonne scheint, der Wind pfeift. Wir kommen nach Babadag (Elisabeth, ich habe an dich gedacht!). Es wird hügeliger, in den Eichenwäldern liegt viel Schnee.
Tulcea ist unser nächstes Ziel, der Donauhafen, von wo alle Donaukreuzfahrtsschiffe losfahren. Wieder kein Mensch am Kai, aber endlich ein offenes Kaffeehaus. Unser Mittagessen besteht aus je zwei Mehlspeisen und heißer Schokolade bzw. Kaffee.
Weiter geht es am Schilfgürtel der Donau entlang nach Westen. In den Dörfern sind viele Häuser mit Schilf gedeckt. Die Wasserflächen glitzern in der Abendsonne, das Schilf leuchtet rot – eine herrliche Abendstimmung!
Um 10 Minuten versäumen wir den Sonnenuntergang bei unserer Donauüberfahrt mit der Fähre nach Braila. Dann wird es schnell finster und wir finden nicht die richtige Ausfahrt Richtung Buzau. Mein Beifahrer findet dann einen „Schleichweg“ auf die richtige Straße – eine Gatschstraße mit großen Lacken, wo ich nie weiß, wie tief sie sind, tw so tiefer Gatsch, dass ich Angst habe, stecken zu bleiben, alles um uns total finster, und das fast eine Stunde lang! Ein Mann mit einer Axt mitten im Nirgendwo regt die Mädels auf den billigen Plätzen zum Gruselgeschichtenerzählen an. War recht spannend, bis wir wieder Asphalt unter den Reifen hatten.
Straße weiter sehr gut, aber total finster und sehr eng. Ich häng mich an ein flotteres Auto an und rase mit 120 km/h durch die Dunkelheit, in den Ortschaften bremsen wir uns auf 100 km/h herunter. Und so geht es über 1 Stunde lang. Dann eine größere Stadt – endlich Buzau – aber dann noch einmal so lange bis nach Ploiesti. Um 21 Uhr waren wir wieder auf der Farm – sehr müde aber es war ein super Wochenende!
Gefahrene km: 780

Freitag, 7. November 2008

Der ganz normale Wahnsinn...

Ich war wieder einmal Nachtmami in meinem Haus. Und es war wirklich lustig. Zum Glück hab ich so gute Nerven und kann mit den Kindern jetzt auch schon Schmäh führen.
Also…
Ionela macht das Abendessen – Erdäpfelsalat mit viel Gemüse – super gut! Wir gehen in die Kapelle, dann essen wir gemeinsam. Nach der üblichen Medikamentenverteilung gibt es als Nachspeise wieder einmal eine Kokosnuss. Das Aufmachen ist immer sehr spannend.
Dann wollen alle und noch mehr bei mir Deutsch lernen. Schließlich bleiben drei übrig: Mit Ionela übersetze ich einen Brief, mit Elena und Gabara über ich die Vergangenheit (Was hast du heute gemacht?). Die anderen spielen im Bubenzimmer UNO bis einer weint. Ich hau den Schuldigen hinaus. Der schmollt zuerst und zeichnet dann. Dann führt sich Josif blöd auf, ich hol ihn ins Wohnzimmer und geb ihm die Legosteine. Sandu kommt mit zwei anderen Jugendlichen und will sich auf meinem Laptop Fotos anschauen. Ionela muss noch schnell den Brief fertig eintippen. Zwischendurch wieder einige Sätze für meine 2 Lernwilligen. „ Jugendliche kommen, sie bitten um den Schlüssel zur Kommunitate, weil sie ins Internet wollen – „In 10 Minuten…“ – Diashow im Laptop einrichten. UNO-Karten einsammeln. Josif und Daniel duschen schicken („Wo ist mein Handtuch?“ „Ich hab keine Zahnbürste!“). Wieder 2 Sätze auf Deutsch – die Beiden wollen aber immer unterschiedliche Sätze, weil sie ja Verschiedenes erlebt haben. Daniel und Josif streiten in der Dusche – ich beende das Duschen, ab ins Zimmer. Die Nächste zum Duschen („Wo ist meine Zahnbürste?“). DeutschschülerInnen sind fertig, schauen such Fotos mit (neue Diashow einrichten). Ich sperr die Kommunitate für die Jugendlichen auf („Aber nur eine Stunde!“). Diashow ist fertig, Laptop wegräumen. Rahela aus der Dusche holen. Die nächsten zwei Buben (7 und 9 Jahre) sind dran. Neue Handtücher suchen. Sie rennen nackert herum und ärgern die Mädchen. Wem gehört die schmutzige Unterhose im Bad? „Dem Daniel“ – „Nein mir nicht. Dem Josif“ – „Nein, ich hab meine hier“ – „Marian?“ – „Meine liegt auf der Heizung“ – „Also doch Daniel“ – „Ja, ist doch meine“. „George tu weiter!“ Elena wartet vor der Badezimmertür und schimpft die Buben.
Mandru kommt und bringt mir zwei selbstgemachte Palatschinken. Ich werde sie morgen zum Frühstück essen.
Die Buben sind fertig, das Bad schwimmt, Elena geht mit den Socken hinein. „Wo sind deine Schlapfen?“ – „Ich fürchte mich alleine im Bad. Geh bitte mit!“ Kommt überhaupt nicht in Frage! George will eine Gesichtcreme – finde ich nicht. Marian und George rollen sich voll mit Deo-Roll-On ein.
Die Buben liegen im Bett, ich sing ihnen ein Gutenachtlied vor.
Elena ist fertig und will eine Körpercreme – hab ich nicht. Elena will Rahela aufs Klo schicken, die schlaft aber schon. – „Lass sie schlafen, ich geh später mit ihr“. Elena will jetzt den Kakao für das Frühstück machen. „Geh jetzt bitte ins Bett!!!!“
Ionela kommt und will um 5:15 geweckt werden. Ich räum meinen Laptop weg, hau die Jugendlichen aus der Kommunitate („Danke für das Internet! Gute Nacht“ – Unglaublich wie flott und nett die gehen!), hol mein Bettzeug und den Wecker.
Gerasela kommt heim, dreht im Mädchenzimmer das Licht und das Radio voll auf. Ionela faucht sie an.
Ich mach den Kakao und eine Mischung aus Halva und Margarine für´s Frühstück, räum das abgewaschene Geschirr weg, beschrifte die Essensprobe, häng die heruntergefallenen Jacken wieder auf (wir haben noch immer keine ordentlichen Haken!), mach mein Bett. Das Bad ist wieder trocken, ich geh Zähneputzen. Dann führ ich Rahela, Josif und Daniel nacheinander auf´s Klo und wieder ins Bett zurück, damit sie sich nicht verlaufen.
Im Bett schreib ich den Rapport (Josif hat keine Zahnbürste, Außenbeleuchtung ist kaputt), lerne 2 Seiten Vokabel, schreibe Tagebuch.
Es ist 23:30. Ich mag meine Kinder! Gute Nacht.

Montag, 3. November 2008

Herbstliches Rumänien










Die letzten Tage war das Wetter traumhaft schön. Fast immer über 20°, kaum Wind, die Bäume lassen ihre letzten Blätter zu Boden segeln. Und in der Ferne winken die Berge, an manchen Tagen zum Greifen nahe!


Also bin ich am Samstag wieder in die Berge aufgebrochen, diesmal mit Ionuţ, einem 13-jährigen Buben aus "meinem" Haus. Der hat sich riesig gefreut, ist herumgetollt wie ein junger Hund - vorgelaufen, überall hinaufgeklettert, und ist dann auf irgendeinem Baum oder Felsen gesessen und hat auf mich gewartet. 1 Stunde vor dem Ziel ist er mir dann eingegangen. Ich hab ihn mit Schokolade wieder auf die Beine gebracht, und dann waren wir eh bald bei den "Babele", den tollen Steinformationen oberhalb von Buşteni. Über die herrlich weiten Wiesen auf der Hochebene sind wir dann zu einem anderen Abstieg gewandert, dann durch hohe Latschenwälder und dann sehr steil wieder hinunter, immer mit Aussicht auf Buşteni tief unter uns. Dieser Weg war auch für mich neu, und auch gar nicht so leicht zu finden, aber es hat sich wieder einmal voll ausgezahlt.

Am Sonntag war ich dann alleine unterwegs, wollte einen neuen Weg mit dem Auto in ein Seitental finden - hab es nach 10km ärgste Schotterstraße aufgegeben. Ich bin dann so durch die Gegend gegondelt und bin jedem interessanten Wegweiser gefolgt. Durch Moreni, einer richtigen Zigeunerstadt: sehr viele Pferdewagen (caruţe), laute Musik aus den Häusern (die Rumänen machen immer viel zu laute Musik!), Frauen mit bunten Röcken und Kopftüchern, Männer mit schwarzen Hüten, viele Holz- und Steinlager, einige tolle risige Häuser, viele schäbige Barackenhäuser. Dann ein Stausee in traumhaft schöner Lage, überhaupt nicht ins Leben der angrenzenden Stadt integriert - nur steile Wiesenufer. Entlang der Straße verkaufen die Leute Äpfel, Birnen, Ţuica und Honig. Mittagspicknick auf eine Hügel hinter eine Nonnenkloster ganz aus Holz. Kleinlastler voll Weißkraut - die Leute kaufen das Kraut säckeweise oder füllen den Kofferraum vom Auto voll mit Kraut. Pferdewagen mit riesigen Heuladungen. Eine total kitschige Kirche, wo alle Bilder mit Leutgirlanden umrandet sind. Zur Jause ein hervorragendes "Mauserl" aus einer Konditorei. Teilweise so schlechte Straßen, dass ich Angst um mein Auto hab (dass ich mit der Bodenplatte hängen bleib), dann aber auch meine erste ganz neue Straße hier in Rumänien (immerhin 20km lang). Hügel voll mit Bohrtürmen. Die größte Stopptafel der Welt. Und immer wieder hab ich Autostopper mitgenommen - ist auch immer nett, mit den Leuten zu plaudern.

Wieder zurück auf der Farm habe ich meine drei Kleinen aus meinem Haus zu einem Spaziergang zum Fluss mit Lagerfeuer und gegrillten Schokobananen eingeladen. War ein wunderschöner Tag!!!!