Mittwoch, 31. Dezember 2008

Stimmungsbild Weihnachtsferien auf der Farm





Nach dem Weihnachtsfest sind viele Kinder zu ihren Familien gefahren, fast die Hälfte der Kinder fehlt. Und die Kinder hier genießen die Ferien: lange schlafen, am Vormittag ein bisschen für die Schule üben, dann draußen herumtollen (leider noch ohne Schnee), jeden Abend Filme anschauen und dazwischen faulenzen.

Ich versuche, den Kindern etwas Abwechslung anzubieten: Leiberln batiken, Kapperln bemalen, Eislaufen gehen, Ausflüge zum Schnee, gemeinsames Laufen, Tennis spielen, Programm in der Bibliothek, Diaabende mit allen Fotos, die ich in diesem Jahr gemacht habe.

Und ich freue mich, an den Traditionen hier teilnehmen zu können. Nach dem „Colinde-Singen“ (Weihnachtslieder) wird jetzt das alte Jahr ausgesungen. Auch da laufen die Kindergruppen von Haus zu Haus und singen, läuten mit Glocken und schnalzen mit den langen Peitschen. Überhaupt wird seit Weihnachten dauernd und überall geschnalzt. Und heute haben mich die Peitschenschnalzer um 5 Uhr aufgeweckt! Aber so konnte ich wenigstens wieder einmal in Ruhe Tagebuch schreiben.

Auch wir im Maria Magdalena genießen die freien Tage. Ich bin zwar untertags meistens auf der Farm, aber am Abend komme ich, wir essen gemeinsam und dann spielen wir (Mikado, Domino, Remy) oder schauen uns mit dem Laptop einen Film an. Echt gemütliches Familienleben.

Seit 2 Tagen wird die Silvesterfeier (revelion) groß vorbereitet. Wir haben 7 größere Jugendliche aus der Farm und drei Bekannte von Marin aus dem Dorf eingeladen. Da brauchen wir ein tolles Menü! Zuerst waren wir mit meinem Auto in der Stadt einkaufen und jetzt wird fast rund um die Uhr gekocht: Sarmale, Salat de boef; zwei Torten, und Apfelkuchen (placinta de mere). Ich steuere eine Fischsuppe aus drei riesigen Karpfenköpfen bei und einen Obstsalat. Und das gemeinsame Kochen ist ein Riesenspaß. Da rennt der Schmäh, vor allem, wenn Marin oder Madru anfangen von ihrer Arbeit zu erzählen und ihre Kollegen nachmachen.

Ich beobachte gerne die Sozialstruktur in meiner neuen Familie hier. Die fünf Burschen sind 22 und 23 Jahre alt, einer ist 28. Und zwei der 22-jährigen haben so was wie Vaterfunktionen für die anderen übernommen, nur der 28-jährige steht sehr gut alleine da, manchmal ein bisschen zu sehr über den Dingen. Auseinandersetzungen laufen dann wirklich wie in anderen Familien ab. Und ich spiele auch brav meine Rolle mit und stell mich schlichtend und schützend zwischen die Streithanseln, oder stoppe einen „Vater“, wenn er sich zu lange über eine blöde Bemerkung eines „Sohnes“ auslässt. Wenn unsere Burschen dann zu den Kindern auf die Farm kommen, sind sie alle liebevolle große Brüder und Beschützer, manchmal auch streng zurechtweisend und für Ordnung sorgend.

So, das war jetzt ein kleiner Ausflug auf die große Spielwiese der Soziologie. Ich freu ich auf unsere Silvesterparty und bin schon neugierig, wie das so wird.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten in Rumänien







Das waren jetzt also meine ersten Weihnachten fern der Familie. So alt musste ich erst werden, um auch das auszuprobieren. Und es waren sehr schöne Erlebnisse für mich.

Wochen vor Weihnachte beginnen die Proben für ein Weihnachtstück mit Mami Flori. Da spielen die Kinder von ganz klein bis zu den ganz Großen die Weihnachtsgeschichte mit tollen Kostümen, die wir teilweise selber gemacht haben oder aus unseren Kleiderspenden zusammengesammelt haben. Mami Flori ist da schon langbewährte Regisseurin und die Aufführungen (einmal vor Gästen und dann am Heiligen Abend) waren ein voller Erfolg.

Die Jugend studiert immer ein traditionelles Stück ein, diesmal war das eine Geschichte von Bären und Zigeunern. Da waren schon die Proben immer eine Riesenhetz und dann natürlich auch die Aufführungen. Dieses Erlebnis kann man leiden in Bildern nie so wiedergeben, wie es war. (Ich habe auch mit meiner Kamera gefilmt, kann den Film aber am Computer nicht öffnen. Vielleicht schick ich den Film später nach…)

Dann war ich im Kindergarten bei der Weihnachtsfeier. Die Kinder waren kitschig weihnachtlich als Engel und so angezogen, haben getanzt und Weihnachtsgedichte aufgesagt und dann ist der Weihnachtmann (moş craciun) mit Geschenken gekommen. Ich war alleine als Begleiterin in der Gruppe der Großen und bin von sechs Kindern als Mami beschenkt worden! – Und habe dann auch für sechs Kinder die Geschenke tragen dürfen!

In der Schule war ich auch in einer Klasse bei der Weihnachtsfeier. Da haben die Kinder von der Farm getanzt und getrommelt. Das war eine ganz eigenartige Feier: im Klassenzimmer, wo nur die Tische hinten zusammen geschoben waren, kaum weihnachtlich dekoriert und der Boden so was von dreckig! Ganz voll mit den Schalen von den Sonnenblumenkernen, die alle immer und überall knabbern!

Dann hat es eine Weihnachtsfeier im Kultursaal von Aricestii gegeben: „vis de iarna“. Das ist eine Initiative von Concordia und da treten immer mehrere Gesangsgruppen von den verschiedenen Schulen und eben Concordiagruppen auf. Und sogar der Bürgermeister war da!

Am 22.12. gehen die Kinder alle gruppenweise zum Beichten in die Kirche (und dort stehen sie Schlange mit anderen Beichtwilligen aus dem ganzen Dorf!), und am 23.12. holen sie sich das „heilige Brot“ – so was wie unsere Kommunion, die aber auch dir Kleinen bekommen, und ein Sackerl mit Geschenken.

Am 23. am Abend ziehen unsere Kinder in Gruppen mit Erziehern durch das Dorf und singen Weihnachtslieder bei den Häusern. Und bekommen überall Zuckerln und Schokolade dafür (da sind auch wir in unserem neuen Haus mehrmals besungen worden). Was die Kinder in diesen Tagen an Schokolade essen ist unglaublich!!!
Und dann kommen die Feiern am 24.12. Da gehen wir um 18 Uhr in die festlich geschmückte Kapelle, dann wird beim bunt blinkenden Weihnachtsbaum und der großen Krippe im Freien gesungen und dann gibt es Spektakel im Saal: da treten die verschiedenen Bläsergruppen auf, die Gitarrengruppe, Kinder singen oder sagen Gedichte auf, und das Weihnachtsstück wird aufgeführt. Dann gehen alle in ihre Häuser und warten auf den Weihnachtsmann.

In unserem Haus haben wir bis 22.30 gewartet. Wir waren das letzte Haus. Auch unsere Jugendlichen hier warten ungeduldig wie die Kleinen. Wir haben dann noch mit dem Weihnachtsmann ein Glaserl Wein getrunken und dann endlich unser Festessen gegessen: Sarmale mit Mamaliga!

Und am 25.12. war dann großes Weihnachtsfest mit Liturgie mit dem Pater im COC. Von allen Seiten sind die Kinder von Concordia mir Reisebussen angereist gekommen. Der Sportsaal war gesteckt voll! Und es war eine schöne Messe mit viel weihnachtlichem Spektakel anschließend. Und ich freu mich jetzt immer, wie viele Kinder ich schon kenne, nicht nur die von der Farm!

Zwei Tage der Konzentration







Zwei Tage Karate mit Ewald Roth (was er neben vielen Staatsmeistertiteln alles gewonnen hat, steht im Internet) – das war unglaublich, mit welcher Konzentration dieser Haufen von 58 Kindern zwischen 7-22 Jahren bei der Sache war! Ewald kommt schon seit vielen Jahren 1-2x auf die Farm und macht mit unseren Kindern Karate. Und manche Kinder sind schon richtig gut! Einige haben schon orange oder gelbe Gürtel, aber auch die Kleinen mit den weißen Gürteln sind voll motiviert und ganz bei der Sache. Die Ruhe und Ernsthaftigkeit, die die Kinder da lernen, fehlt vielen halt sonst im Alltag. Aber ein bisschen was bleibt sicher immer hängen.
In den Tagen danach haben zwar einige von den größeren Mädels über Muskelkater gejammert – aber vielleicht nehmen sie das zum Anlass, sich wieder mehr zu bewegen. Viele Kinder machen zwar auch das Jahr über Karate mit einem rumänischen Trainer, aber die Großen warten immer nur auf Ewald.

Und wie immer ist Ewald nicht mit leeren Händen gekommen und hat am Schluss alle mit Weihnachtsgeschenken (Karateanzüge, Handschuhe, Blinkkulis,..) überhäuft.

Ewald ist ja nicht der Einzige, der immer wieder nach Rumänien kommt, um hier mitzuhelfen oder Abwechslung in den Alltag der Kinder zu bringen. Es ist für mich immer wieder eine Freude zu sehen, wie viele Menschen Concordia etwas von ihrer Zeit schenken oder auch Geld oder Sachen in Österreich sammeln, das dann den Kindern hier mehr Möglichkeiten eröffnet.

Neben dem Training mit den Concordiakindern macht Ewald auch noch einiges Anderes, so zum Beispiel hat er die nächste Karate-EM nach Wels geholt.
Wenn´s wen interessiert: http://www.em2009.at/

Montag, 22. Dezember 2008

Eine neue Aufgabe









Jetzt, wo ich schon ans Abschiednehmen denke, habe ich eine neue Aufgabe bekommen, die mir den Abschied von der Farm noch schwerer machen wird.

Ich bin in ein neues Haus übersiedelt, ins „Maria Magdalena“. Das liegt außerhalb der Farm, ca. 500m entfernt. Das hat einem deutschen Schwesternorden gehört und wie ich gekommen bin, haben hier die Schwester Maria aus Deutschland und Liz aus England gewohnt. Liz war Erzieherin auf der Farm und die Schwester war der gute Engel des Dorfes. Wo immer jemand Hilfe gebraucht hat, eine Familie vor dem gewalttätigen Vater flüchten musste oder kleine Kinder den ganzen Tag alleine zu Hause waren, das Haus der Schwester war für alle offen.

Jetzt war die Schwester aber schon alt und ist im September in ein anderes Ordenshaus übersiedelt – und Liz ist mitgegangen. Und die Farm hat das Haus übernommen. Und weil es für ein Haus nicht gut ist, wenn es leer steht (und überhaupt hier in Rumänien…), hat Irina die Idee gehabt, ein paar Leute von der Farm hierher zu übersiedeln. Diese Leute waren Lukas, ein Volontär aus dem Waldviertel, Walter, unser Tischler aus Wien, und eben ich. Und weil einige Burschen in einem Haus mit schimmligen Wänden gewohnt haben, haben wir die auch gleich mitgenommen.

Zuerst habe ich das Haus eingerichtet und wieder bewohnbar gemacht: Senkgrube ausleeren lassen, Heizkörper richten lassen, kaputten Eiskasten austauschen, großen Tisch und viele Sessel besorgen, kaputte Wasserhähne richten lassen,… Und dann habe ich noch einen Babyhund vor unserer Türe gefunden und gleich adoptiert. Sie heißt „Şoaretiţa“ (Mäuschen), wir rufen sie „Ratte“.

Jetzt wohne ich also mit 5 rumänischen Burschen und zwei Österreichern hier im Maria Magdalena. Wir haben jetzt einen blinkenden Christbaum im Wohnzimmer, einen Blinkstern am Balkon, viele Weihnachtsgirlanden überall im Haus, immer laute Musik (jetzt Weihnachtslieder, dann wird es wahrscheinlich wieder Manele sein), einen riesigen Hund, Blacky, der ins Gulasch kommt, wenn er wen beißt oder unsere Ratte frisst, Unmengen von Schuhen im Vorzimmer und immer volle Kochtöpfe mit Ciorba oder Eintöpfen am Herd stehen. Also volles Leben!

Wir sind eine Wohngemeinschaft, dass heißt, ich bin nicht die Erzieherin dieser Burschen, die sind für sich selbst verantwortlich. Sie machen das auch ganz super! Kochen, Putzen, kaufen ein, servieren mir das Essen (und umgekehrt). Die verwöhnen mich im Moment total. Mal sehen, wie lange diese Bgeisterung anhält.

Hier und da muss ich sie ein bißchen zur Ordung rufen, aber wir haben vor allem viel Hetz miteinander. Und ich verstehe sie!!!!

Wir haben natürlich ein Eröffnungsfest gemacht, wo dann jede Menge Jugendliche von der Farm hier waren. Ich haben Steirisches Wurzelfleisch gekocht, Rafaela einen Schokoladekuchen, dann gab es jede Menge Cola, Bier, Hauswein und richtigen Wein, Chips, Popcorn, laute Musik,… Es war ein Superfest! Alle haben versprochen bald wieder zu kommen!
Und da soll ich jetzt in einem Monat heimfahren…….

Keine Sorge, ich komme eh.

Samstag, 13. Dezember 2008

Probealarm auf der Farm







Im Sommer hat es ja einmal gebrannt bei uns. Da hat das trockene Gras irgendwo außerhalb der Farm Feuer gefangen und der Wind hat das rasend schnell verbreitet. Und dann ist das Feuer bis knapp vor unser Holzlager gekrochen gekommen, bevor wir es löschen konnten. Und das war ein ziemliches Chaos. Aber es ist zum Glück alles gut gegangen.
Und so hat unsere Leitung beschlossen, wir müssen auf ein Feuer besser vorbereitet sein. Leider hat es bis zur Umsetzung bis jetzt gedauert, und jetzt ist Winter.
Also haben wir uns gestern am Vormittag zuerst alle, mit den Kindern, in der Sporthalle getroffen, um einmal Grundsätzliches über Feuer und das richtige Verhalten bei Feuer zu hören. Inzwischen hat es draußen zu schütten begonnen. Das konnte uns nicht abhalten, dann einen Probealarm durchzuführen.
Alle in ihre Häuser. Wenn die Kapellenglocke läutet, ist Feueralarm. Wir warten angezogen bei geschlossener Türe, weil der Wind so bläst, und hören nichts. Zum Glück läuft dann einer durch, der „Feuer!“ schreit. Also stürmen wir hinaus in den Regen auf den Sportplatz. Dort wird überprüft, ob alle da sind. – Passt.
Die inzwischen patschnassen Kinder dürfen mit einigen Mamis in ihre Häuser zurück und die anderen lernen und üben weiter.
Jetzt wird der Regen langsam zum Schneeregen, ein eisiger Wind pfeift. Wir probieren Feuerlöscher aus (hab gar nicht gewusst, dass das so eine Staubwolke wird!). Und dann dürfen wir auch noch mit Wasser spielen. Wir lernen, wie man den Hydranten aufsperrt, Schlauch ausrollt, ansteckt, Wasser aufdrehen, Probespritzen. Ist total wichtig, ich hab das Alles auch noch nie gemacht. Und wir sind mit so viel Eifer dabei, dass uns der Schneeregen fast nicht stört.
Aber der nächste Probealarm soll dann im Sommer sein.
Inzwischen hat sich das Wetter entschieden, seit heute Früh schneit es!

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Staatsfeiertag









Rumänien hat seinen Staatsfeiertag am 1.12. Ich wollte wissen, warum dieses Datum. Da hat Ferdinand 1. 1918 Rumänien zu einem Staat vereinigt. Haben mir die Jugendlichen erklärt. Habe ich aber nirgends so genau gefunden.
Egal, wir haben gefeiert. Mit zwei Autos und 12 Kindern von der Farm sind wir nach Ploiesti gefahren und haben uns die Reden, die Parade von Militär und Polizei und einige Folkloredarbietungen gegeben. War recht nett, vor allem den Kindern hat es gefallen.
Die Voluntäre wollten dann noch eine rumänische Fahne klauen, die waren aber entweder zu gut bewacht oder zu hoch. Aber bis sie ihr Jahr zu Ende ist, werden sie schon noch zu einer Fahne kommen.